Werra und Fulda Radweg 2016
20.5. – 29.5.2016
Eine Fahrradtour an den Flüssen Werra
und Fulda in Deutschland
Radweg Fahrer: Sepp Steger, Franz Ranftl und Oskar Ziegler.
Die Idee zu dieser Tour kam von Sepp.
Er hatte auch die beiden bikeline
Bücher besorgt. Die beiden Radtourenbücher
waren punkto Streckenbeschreibung und Übernachtungsmöglichkeiten unterwegs ein
wertvoller Hinweis.
Die Anreise erfolgte mit der
Bahn. Die Fahrkarten von St.Pölten nach Würzburg hatten wir bei der ÖBB bereits
Wochen vorher gekauft (Sparschiene) und den Sitzplatz und , was auch sehr
wichtig ist, den Stellplatz für die Räder reserviert. Das Prozedere erledigten wir gemeinsam mit Franz als ehemaligen ÖBB Beamten.
Ich übernahm die
fotografische Arbeit und führte das Tagebuch
als Grundlage für den Reisebericht.
Übers Internet hatten wir zwei Zimmer im Spielzeughotel
gebucht. Wir wollten eigentlich in Neuhaus
am Rennweg (unser Start für den Werra Radweg) übernachten doch bekamen wir
dort wegen einer Sportveranstaltung keine Zimmer.
Freitag 20.5.2016
Bahnfahrt von St. Pölten nach
Sonneberg
Bereits bei der Fahrt mit dem
Rad von Unterradlberg zum Bhf. nach St.P. kam ich in einen Wolkenbruch.
Trotz Regenponcho war ich nass. Ich dachte mir na servus, die Tour fängt ja gut
an. Meine Kameraden waren bereits anwesend und gemeinsam bestiegen wir den RJ
560 nach Salzburg. Durch den
Blitzschlag in ein Stellwerk hatte der Zug eine viertelstündige Verspätung. Es
wurde knapp für den Anschlusszug. Dieser wartete auf die Reisenden und so
konnten wir die Fahrt über München nach
Augsburg und weiter nach Würzburg fortsetzen. Hier hatten wir 1
¼ Std. Zeit um uns die Fahrkarten nach Sonneberg
zu besorgen. Der Hunger meldete sich ebenfalls und so nützten wir die Pause für
ein Essen. Um 17.10 Uhr bestiegen wir den RE 3810 nach Grimmenthal. Hier hatten wir ebenfalls einen Aufenthalt. Ein
Regionalzug brachte uns nach Sonneberg
wo wir gegen 20.00 Uhr ankamen.
Die Umsteigerei von einem Zug
in den anderen ist zwar etwas mühsam aber was nimmt man nicht alles in Kauf um
eine neue Radtour zu machen.
Wir fanden bald das Hotel.
Den Zimmerschlüssel bekamen wir aus einem Briefkasten den wir mittels Code
öffneten. Wir belegten das Ein-und Zweibettzimmer.
Samstag, 21.5.2016
Von Neuhaus am Rennweg nach Meiningen
Ausgeschlafen begaben wir uns
um 7.30 Uhr zum leckeren Frühstücks Buffet. Um 9.00 Uhr bestiegen wir die Räder
und radelten das kurze Stück zum Bhf. Ein Regionalzug der Süd Thüringen Bahn brachte uns nach Neuhaus am Rennweg. Hier beginnt der Werratal Radweg.
Dieser Radweg führt auf über
300 km durch die facettenreiche Landschaft des Werratales bis zur Mündung in der Drei Flüsse-Stadt Hann.Münden, wo sich die Werra mit der Fulda zur Weser
vereinigt. Vom Rennsteig im malerischen Thüringer Wald – hier entspringt die
Werra aus zwei Quellen-geht es im Tal zwischen Rhön und Thüringer Wald
entlang historischer Städte und Dörfer. Der gut ausgeschilderte Radweg schmiegt
sich sanft an den windungsreichen Verlauf des Flusses – und fast wie an einer
Perlenkette- reihen sich die pittoresken Fachwerkjuwelen und stattlichen Burgen
aneinander. Auch kulturell wird man auf diesem Weg verwöhnt. Die Theaterstadt Meiningen und die weltberühmte Wartburg bei Eisenach locken genauso wie die phantasievollen Kunstwerke entlang
des Radweges im Werra-Meißner-Land. Die Sole-Heilbäder von Bad Salzungen oder Bad
Sooden-Allendorf sollten ebenfalls einen Besuch wert sein.
Bei bestem Radlerwetter
fuhren wir von Neuhaus/Rennweg
zuerst am asphaltierten und später am unbefestigten Radweg los. Wir erwischten
gerade den Tag als der berühmte Rennsteig Lauf über die Bühne ging. Deshalb
bekamen wir auch hier keine Zimmer. Auf einer SH von 850 m fällt der Radweg, -
einige kurze Gegensteigungen ausgenommen,- kontinuierlich abwärts. Unterwegs
machten wir einige Fotopausen, besonders beim Dreistromstein, rasteten anschließend beim GH zum Rennsteig auf der
Friedrichshöhe und erfrischten uns
bei einem kühlen Bier. Bei der Eisfelder
Ausspanne beginnt die 7 km lange Bergabfahrt, vorbei am Werrateich bis Schwarzenbrunn, die wir mit Genuss
hinter uns brachten. Der Radweg ist bestens beschildert und bei einiger
Aufmerksamkeit ist ein Verfahren nahezu unmöglich. Ab Sachsenbrunn ist der Radweg über weite Strecken asphaltiert und wir
rollten abseits der Werra dahin. Einige “giftige“
Passagen zwischen Hildburghausen und
Grimmelshausen mussten überwunden
werden. Streckenweise ging die Fahrt durch kilometerlange Rapsfelder. Der
Radweg führte uns auch zum spätromanischen Kloster
Veßra über einen sehr steilen Anstieg. Zum Besuch hatten wir keine Zeit.
Unterwegs telefonierten wir zwecks Nächtigung mit verschiedenen GH und Hotels.
In Henfstädt versuchten wir es beim
Ferienhaus Lindner. Es waren keine
Wirtsleute anzutreffen. Das Anwesen machte einen verlassenen Eindruck. Wir
waren aber sehr durstig und hatten nichts mehr zu trinken. Ein Pole (Gast?) spendete
uns drei Flaschen Bier die wir rasch austranken. Wir telefonierten weiter. Ein einfaches
3-Bett Zimmer mit DU und WC am Gang wurde uns angeboten. Wir wollten es uns
noch überlegen. In Untermaßfeld
hielten wir bei einem Cafe und vergönnten uns ein Abendessen (Sülze mit Rösti).
Dann reservierten wir tel. in Meiningen,
Hotel Wasunger Tor, Zimmer, aber leider
ohne Frühstück. Ein Vermieter, den wir angerufen hatten, erwartete uns beim
Stadtanfang. Er rief uns zu ob wir die Österreicher sind die wegen Zimmer
angefragt haben. Wir sagten ihm dass wir bereits anderweitig Zimmer hätten. Es
machte ihm nichts aus und er begleitete uns trotzdem mit seinem Rad bis zu
unserer Unterkunft. Er wünschte uns noch eine gute Reise und fuhr zurück.
Eines kann man schon mit Bestimmtheit sagen
dass die Leute, die wir trafen, alle sehr freundlich und hilfsbereit sind.
Wir saßen am Abend mit dem
Wirt in Gesellschaft noch gemütlich beisammen bevor uns der Schlaf überwältigte
und wir zu Bett gingen.
Wir fuhren an diesem Tag 93 km.
Sonntag, 22.5.2016
Meiningen Dankmarshausen
Um 8.15 Uhr verließen wir das
Hotel und fuhren zum Netto Diskonter
frühstücken. Mit leerem Magen hat der Radfahrer bekanntlich keine Lust und
Kraft um kilometerweit auf ihm nicht bekannten Wegen zu fahren. Der Tag begann
bezüglich Wetter sehr freundlich und die Stadt wirkte wie ausgestorben. So
radelten wir genüsslich dahin. Es gab nur wenige Steigungen und wenn, dann
waren sie moderat. Auf diesem Abschnitt des Radweges gab es leider fast keine
Möglichkeiten zur Einkehr. Deshalb kam uns die Jausenstation „Zurliesbeth“ bei Neuhof wie gerufen.
Es war auch bereits 11.30 Uhr,
also Zeit zum Auftanken verbrauchter Kräfte. Wir ließen uns das süffige Bier
und die Würstel mit Kartoffelsalat gut schmecken. So gestärkt setzten wir
unsere Reise fort. Vorbei an mehreren Kiesseen zwischen Breitungen und Immelborn
kamen wir in die Stadt Bad Salzungen.
Die Kurstadt ist berühmt für ihr Gradierwerk
im Jugendstil und für den Burgsee inmitten der Stadt den wir in
Augenschein nahmen. Inmitten des Sees befindet sich ein riesiger Springbrunnen
der einmal niedrig, einmal hoch, Fontänen hochstößt.
Bei dieser Gelegenheit kam
ich mit zwei Frauen ins Gespräch die mir das Hotel Waldschlössl in
Dankmarshausen zur Nächtigung empfahlen. Wir machten davon Gebrauch und
bestellten tel. Zimmer.
Um ca. 14.30 Uhr waren wir in
Phillipsthal und stoppten die Fahrt zu einer Pause in einem GH
gleich neben dem Radweg.
Am Nebentisch saßen ein paar
Einheimische die uns über die Besonderheit dieser Gegend in Kenntnis setzten.
Wir befanden uns nämlich im Kali Bergbaugebiet.
Ab 1905 wurde Phillipsthal durch den Betrieb des Kaliwerkes Hattorf zu einem bedeutenden
Industrieort. Einige Km weiter sahen wir bereits den riesigen, 220 m hohen Berg
„Monte Kali“. Und das ist nicht der Einzige. Die im mittleren Werratal
aufragenden, weithin sichtbaren „weißen Berge“ verdanken ihre Entstehung dem
Kalibergbau. Dieses Kalirohsalz, welches seit über 100 Jahren bergmännisch
gewonnen wird, wird für die Herstellung von Düngemittel sowie für die chemische
und pharmazeutische Industrie als Rohstoff verwendet. Mehrere Grubenbetriebe
erstrecken sich auf eine abgebaute Fläche von 350 Quadratkilometer. In einer
Tiefe zwischen 400 und 1.100 m werden mit leistungsfähigen Großmaschinen täglich bis zu 90.000 Tonnen gefördert. Deutschland ist neben Kanada an zweiter
Stelle Weltmarkführer bei der Kaligewinnung und bedient Kunden sowohl in Europa
als auch in Übersee.
Wir mussten aber noch paar km
herunterkurbeln, zuletzt ein Stück bergauf, bevor wir um 16.30 Uhr beim Hotel Waldschlössl ankamen. Die Wirtin
erwartete uns bereits. Wir bezogen die Zimmer, duschten und setzten uns später
zum Abendessen in den gemütlichen Speiseraum.
Wir fuhren an diesem Tag 79 km.
Montag, 23.5.2016
Dankmarshausen – Eisenach
Der Blick aus dem Fenster
frühmorgens war enttäuschend, es regnete ordentlich. Wir begaben uns zum
Frühstück und hofften, dass der Regen aufhört. Dem war aber leider nicht so.
Also zogen wir unsere volle Schlechtwetterbekleidung an und fuhren um 8.50 Uhr
los. Wir wollten heute sowieso nur 45 km
bis Eisenach zwecks Besichtigung der Wartburg
fahren.
Auf dieser Fahrt verließen
wir das Werratal.
Nach 15 km hörte der Regen
auf und wir konnten die Regenbekleidung ausziehen.
Um 11.30 Uhr waren wir in Eisenach und fuhren zur Tourist Info. Die freundliche Angestellte
reservierte für uns in der Pension St.
Peter am Petersberg ein Dreibett
Zimmer. Dieses war in Wirklichkeit ein Appartement und die Schlafplätze samt
Duschen und WC waren auf zwei Etagen
aufgeteilt, also sehr komfortabel. Wir legten ab, machten uns frisch und fuhren
mit den Rädern in Zivilkleidung in die Stadt.
Sepp hatte einen Achter am
Vorderrad der in einer Radwerkstatt, so gut es ging, auszentriert wurde. In der
Zwischenzeit gingen wir über Empfehlung des Werkstätten Chefs in das GH „Lindwurm“ Mittagessen. Es gab ein Steak
mit Gemüse, Zwiebelsauce und Bratkartoffeln als Menü. Dazu tranken wir ein
Krügel Radeberger und bezahlten dafür nur den Schnäppchenpreis von € 8.50 p.P.
Um 15.00 Uhr fuhren wir mit
dem Linienbus hinauf zu Wartburg.
Bis zur Führung um 16.00 Uhr hatten wir noch Zeit für einen Rundgang im
Burghof. Ich nützte das um einige Fotos zu schießen.
Der Führer informierte uns
mit sehr interessanten Geschichten über die Entstehung der Burg und über die
Geschichte vom Mittelalter bis in die Jetztzeit. Die Burganlage soll der Sage
nach 1067 von Graf Ludwig dem „Springer“
gegründet worden sein. Er soll beim Anblick des Felsens ausgerufen haben:“Wart´
Berg, Du sollst mir eine Burg tragen!“
Der große Deutsche Reformator,
Mönch, und Theologe Dr. Martin Luther
ist der theologische Urheber der Reformation. Er verbrachte viele Jahre auf der
Wartburg.
Im Herbst 1521 übersetzte er
in nur 11 Wochen das Neue Testament
aus dem hebräischen und griechischen Urtext ins Deutsche. Dabei übersetzte er weniger wörtlich sondern
versuchte, biblische Aussagen nach ihrem Wortsinn ins Deutsche zu übertragen.
Er wollte dabei „dem Volk aufs Maul
schauen“ und verwendete daher eine kräftige, bilderreiche, volkstümliche
und allgemein verständliche
Ausdrucksweise. Sie wirkte stil- und sprachbildend für Jahrhunderte. Er
ersann Ausdrücke wie Feuertaufe, Machtwort, Schandfleck, Lästermaul usw. Metaphorische Redewendungen wie „Perlen
vor die Säue werfen“, „auf Sand bauen“, „Wolf im Schafspelz“ usw. gehen auf ihn
zurück.
Seine Kammer in der Vogtei
ist fast vollständig erhalten.
Die Führung dauerte fast 1 ½
Stunden. Aus diesem Grund versäumten wir den Bus und gingen zu Fuß in die Stadt
hinunter. Der Spaziergang tat uns gut nach der Rad Strampelei in den Vortagen.
In der Nacht regnete es stark
und tat es bis zum nächsten Tag.
Wir fuhren an diesem Tag nur 45 km.
Dienstag, 24.5.2016
Eisenach – Bad Sooden-Allendorf
Der Blick aus dem Fenster auf
das Wetter am Morgen war alles andere als berauschend. Es schüttete in Strömen.
Wir hatten deshalb für das Frühstück keine Eile und wollten warten. Tatsächlich
hörte der Starkregen um 9.00 Uhr auf. Vorsichthalber zogen wir Regenjacke und
Hose an. Wir taten gut daran denn bei der Abfahrt um 9.30 Uhr regnete es
wieder. Also versprach dieser Tag ein nasser zu werden.
Es blieb uns also nichts
anderes übrig als in voller Regenmontur loszuradeln.
Wir fuhren retour bis Hörschel und folgten dann, unter der
Autobahnbrücke durch, dem Werra Radweg.
Bis Creuzburg rollten wir
überwiegend am befestigten Weg dahin.
Nach einer kurzen Regenpause
fing es wieder stärker an. Der Radweg folgte nunmehr dem Flussverlauf,
teilweise unbefestigt, nach Buchenau,
Mihla, Frankenroda.
Durch die vielen Mäander ist der begleitende Radweg
länger wie die Autostraße von A nach B.
In Probstzella war es bereits 12.00 Uhr und wir kehrten im GH ein.
Eine Spezialität des Hauses ist das Schwarzbiergulasch mit Rotkraut und
Thüringer Klöße das uns vorzüglich schmeckte.
Nach dieser Mittagsrast ging
es gestärkt weiter. Leider wurde auch der Regen wieder heftiger sodass wir in Eschwege die Fahrt unterbrachen und in
ein Cafe flüchteten. Wir machten Kaffeepause und nützten die Gelegenheit für
die Zimmerbestellung im Fremdenverkehrsbüro für unser Etappenziel in Bad Sooden-Allendorf.
Im Cafe Feldmann angekommen, durften wir unsere, von der Regenfahrt
ziemlich verdreckten Räder im Garten mit dem Schlauch abwaschen.
Die Geschichte des heutigen
Heilbades ist eng mit der Geschichte der Salzgewinnung verbunden. Die Heilkraft
von Salz und Sole kommt besonders bei Haut-Atemweg- und Gelenkserkrankungen zur
vollen Entfaltung.
Außerdem sind in diesem Ort
wunderschöne Fachwerkshäuser.
Nach einem Rundgang durch den
Ort gingen wir in das Restaurant LRG (Lange rechte Gasse) zum Abendessen.
Wir fuhren an diesem Regentag 84 km.
Mittwoch, 25.5.2016
Bad Sooden-Allendorf – Hann.Münden
Wettermäßig versprach der Tag
gut zu werden. Nach einem Frühstück in unserer Unterkunft radelten wir los. Wir
mussten an diesem Tag nur eine kurze Strecke (40 km) zurücklegen.
In 2 ½ Stunden brachten wir
die Entfernung hinter uns. Dieser Abschnitt führte uns nach Lindewerra (hier macht die Werra eine
180 ° Kurve), Witzenhausen, Hedemünden bis Hann.Münden.
Wir hatten an diesem Tag noch
eine Bahnfahrt vor uns.
Sofort fuhren wir zum Bahnhof,
kauften Fahrkarten und fuhren um 12.36 Uhr mit dem Zug nach Kassel. Hier kauften wir das Ticket
samt Radreservierung für die Heimreise in drei Tagen nach St. Pölten sowie die
Bahnfahrt nach Gersfeld die wir noch heute vor uns hatten.
Die Zeit für ein verspätetes
Mittagessen nützten wir für eine Pizza im
benachbarten Restaurant. Für die Nächtigung in Gersfeld bestellten wir tel.
zwei Zimmer.
Die Bahn brachte uns über Fulda nach Gersfeld in der Rhön.
Hier beginnt der Fulda Radweg.
Der Fluss entspringt an der Wasserkuppe und fließt 180 km durch
verschiedene Naturschutzgebiete und zahlreiche sehenswerte Städte.
Sie durchfließt die Städte Bad Hersfeld, Rotenburg, Melsungen und Kassel und hat ihren Endpunkt in Hann.Münden. Hier vereinen sich
schließlich Fulda und Werra mit dem berühmten „Kuss am Weserstein“ zur Weser,
oder wie auch der Volksmund sagt:“Wo
Werra sich und Fulda küssen, sie ihren Namen büßen müssen“.
Um 18.15 Uhr waren wir beim
Hotel Restaurant Krone Post zur
Nächtigung.
Wir fuhren an diesem Tag 40 km.
Donnerstag, 26.5.2016
Gersfeld – Bad Hersfeld
Der Morgen empfing uns mit
Sonnenschein. Also versprach es ein schöner Tag zu werden.
Nach dem Frühstück rüsteten
wir uns zur Abfahrt um 9.00 Uhr.
Der Radweg ist jetzt als R 1
beschildert.
Die ersten 20 km ging es
durchwegs bergab. Anfangs führte der Radweg neben der Fulda als unscheinbares
Bächlein durch Altenfeld, Hettenhausen
Ried, Welkers, in die Stadt Fulda, die
wir nach ca. 30 km Fahrt erreichten. Der Weg ist durchgehend asphaltiert und
bestens ausgeschildert.
In der Stadt angelangt, legten
wir eine Pause ein und fuhren zum Dom,
und zur Michaelskirche. Es war der Fronleichnams Tag und vor dem Dom wurde eine
Ansprache gehalten.
Wir fuhren weiter bis Pfort und nach insgesamt 52 km Fahrt war
es Zeit für eine Rast. Es bot sich der Landgasthof zur Schlitzerländer Gastlichkeit an. Wir konsumierten Kartoffelpuffer
mit Gravadlachs.
Auch hatten wir noch keine
Zimmer in Bad Hersfeld bestellt. Das
holten wir nach und bekamen zwei im Hotel Jägerhof.
Wir machten noch einen Bummel
durch die Altstadt. In der Kur und Festspielstadt finden in den Sommermonaten
Festspiele statt. Diese werden in der größten romanischen Kirchenruine Europas
ausgetragen. Sehenswert sind die vielen verschiedenen Fachwerkhäuser. Auch das Rathaus mit dem Katharinenturm, in dem die
älteste Glocke Deutschlands hängt,
ist einen Blick wert.
Die Bürger in der Stadt
hatten große Angst um ihre Fachwerkhäuser bei Bränden. Die „Mückenstürmer“ Skulptur
bezeugt von einem Brand Fehlalarm.
Ein riesiger Mückenschwarm heftete
sich auf das Kirchturmdach, die Bewohner glaubten an einen Schwelbrand und rückten mit Kübeln und sonstigen Gefäßen heran um
den vermeintlichen Brand zu löschen.
Nach dieser
Besichtigungsrunde ging es zurück zum Hotel zum Abendessen. Es gab für uns
Geflügelleber mit Bratkartoffeln und gem. Salat. Auch ein Gläschen
Grauburgunder zum Abschluss erfreute den Gaumen.
Wir fuhren an diesem Tag 86 km.
Freitag, 27.5.2016
Bad Hersfeld – Melsungen
Es war kaum zu glauben beim
Blick aus dem Fenster, aber es regnete schon wieder. Also noch ein
Viertelstündchen Schlafzugabe. Nach dem Frühstück regnete es noch immer und wir
streiften wie gewohnt die volle Regenbekleidung über.
Von anderen Radfahrern im
Hotel ernteten wir erstaunte Blicke ob unseres Aufzuges. Aber das war uns egal,
wir radelten nach 9.00 Uhr los.
Der Radweg folgte auf den
ersten Km dem Straßenverlauf durch Ludwigsau,
Mecklar Blankenheim bis Bebra.
Bis Rotenburg an der Fulda
durchfließt und bewässert sie mehrere Seen und ist bereits zu einem Fluss
angewachsen.
Nach ca. 1 ½ Stunden Fahrt
hörte es erfreulicherweise zu regnen auf und wir konnten in Rotenburg an der Fulda zwecks
Besichtigung die Fahrt unterbrechen. Wir wollten ja nicht immer nur so
dahinfahren sondern uns unterwegs
Sehenswürdigkeiten anschauen. Auch Zeit für einen kleinen Imbiss sollte sein.
So geschehen auch hier.
Das alte Landgrafenstädtchen
stammt aus dem 12. Jhdt. Trotz einiger Brände sind die meisten Fachwerkhäuser
aus dem 17. und 18. Jhdt. im Originalzustand erhalten geblieben.
Besonders schön ist der von
Fachwerkhäusern eingerahmte Marktplatz
mit seinem historischen Brunnen in
der Altstadt und das Rathaus mit
seinem Renaissance-Portal.
Nach dem zweistündigen
Aufenthalt radelten wir bis Morschen.
Auch hier gab es von außen etwas zu sehen. Und zwar das Kloster Haydau. Wir
machten einen Rundgang im sehr schön angelegten und gepflegten Garten mit den
riesigen Eichen und Eiben.
Bei Neumorschen fuhren wir
unter der über die Fulda führende riesige, auf 75 m hohen Pfeilern ruhende,
1.450 m lange, zweigleisige ICE Eisenbahnbrücke durch.
Kurz darauf erfolgte die
nächste Besonderheit auf der Tour. Zwischen den Orten Binsförth und Beiseförth gibt
es eine originelle Radler-Seilbahn. Wegen
Bauarbeiten an einer Straßenbrücke in der Nähe war die Seilbahn vorübergehend
leider außer Betrieb und wir benützten den Korb nur für ein Foto.
Wir waren noch vor
Büroschluss in der Tourist Info in Meisungen
zwecks Zimmerreservierung. Die vollschlanke Angestellte empfahl uns die Pension
Lärchenhof. Sie sagte aber nur so nebenbei das sich diese etwa 2 km außerhalb
der Stadtmitte befindet. Für uns Radfahrer somit kein Problem. Es stellte sich
aber heraus, dass diese 2 km mit einer wadelstrammen
Bergwertung aufwartete. Steigungen bis 20 % mussten wir zähneknirschend und
stirntröpfelnd überwinden. Wir befragten Anrainer ob wir eh richtig sind. Ja
das stimmt schon antworteten sie aber wir müssen noch ein Stück hinauf. Wie
Sepp das hörte, verweigerte er sofort die Fahrt mit dem Rad ins Tal zum
Abendessen und wieder retour auf den Berg.
In der Pension gab es nämlich
kein Abendessen. Wir entledigten uns von der „Arbeitskleidung“(Raddress) und
legten nach dem Schön machen Zivilkleidung an. Die Zimmervermieterin, eine Frau
von über achtzig Jahren, war so nett uns mit ihrem Auto in die Stadt
mitzunehmen.
Melsungen
hat viele historische Gebäude. Neben den zahlreichen Fachwerkhäusern dominiert beim Marktplatz das dreigeschossige Rathaus mit seinem Mittelturm aus dem
sich täglich um 12 und 18 Uhr die hölzerne Figur des „Bartenwetzers“ zeigt.
Die Stadt war früher von
dichten Wäldern umgeben. Die Holzfäller
gingen mit ihren Barten (Äxte) jeden
Morgen zum Holzschlagen in den Wald. Auf dem Weg mussten sie über die Fuldabrücke und schärften auf der Brückenmauer ihre Barten. Die Spuren
dessen sind auf der Brüstung noch immer zu sehen.
Nach dem Bummel in der
Altstadt meldete sich der Appetit. Der Ratskeller bot sich an. Unter dem
Gewölbe ließ es sich gemütlich sitzen. Wir nahmen das scharf zubereitete Voudou
Lamm.
Per Taxi ging es dann zu
später Stunde zurück in die Pension.
Wir fuhren an diesem Tag 62 km.
Samstag, 28.5.2016
Melsungen – Hann.Münden
Heute verspricht es ein
schöner Radlertag zu werden. Der Morgen zeigte schon Sonnenschein pur.
Wir verließen nach einem
nahrhaften Frühstück um 8.50 Uhr die Stadt und rollten ohne Eile die Fulda abwärts.
Nach Körle beschreibt der nunmehr
breiter gewordenen Fluss einen 180 ° Kehre nach Guxhagen. Nach 32 km fuhren wir durch Kassel, hielten uns aber weiter nicht auf. Kassel wurde im WK 2 durch die Bombardierung britischer
Flugverbände zu 80 % zerstört. Die Innenstadt wurde in den 50er Jahren wieder
aufgebaut. In Wahnhausen unterbrachen
wir die Fahrt zur Getränkepause im GH Fuldablick. Gegen 15.00 Uhr hatten wir
unser Ziel in Hann.Münden nach 64 km
erreicht.
Wir fuhren zum Zusammenfluss der Fulda mit der Werra. Die
beiden Flüsse vereinigen sich und fließen gemeinsam als Weser zur Nordsee.
Da wir nicht mit der Raddress
die Bahnfahrt antreten wollten, zogen wir uns in einem GH WC um.
Nun hatten wir bis zur
Abfahrt des Zuges nach Göttingen genügend
Zeit.
Wir machten eine
Besichtigungstour in die Altstadt. Münden lockt heute mit einem geschlossenen
mittelalterlichen Stadtbild mit über 700
Fachwerkhäusern aus 6 Jhdt.
Wir kamen gerade zurecht als
um 17.00 Uhr aus dem Rathausgiebel das
Glockenspiel mit Doktor- Eisenbart-Figuren, die sich bewegten, ertönte. Doktor Eisenbart
war ein Wanderdoktor im 17.Jhdt. der
die Leut auf seine Art kurierte. Er ist auch in Hann.Münden gestorben.
Von Westen her wurde es
bedrohlich dunkel, ein Gewitter zog auf. Wir bestiegen daher schleunigst unsere
Räder und radelten im Eiltempo zum Bahnhof. Dort angekommen ging das Gewitter
in voller Stärke mit Sturm, Starkregen und Hagel los.
Wir bestiegen den nächsten
Zug nach Göttingen. Hier hatten wir
jede Menge Zeit. Unser Zug nach St.P. fuhr erst um 23.30 Uhr.
Beim Bahnhof waren unzählige
Fahrräder, schätzungsweise mehrere tausend Stück, fein säuberlich in
Radständern abgestellt und mit Sicherheitsschlössern abgesperrt. Göttingen ist eine Universitätsstadt.
Die Studenten fahren wochentags mit dem Rad zur Uni und am Wochenende mit der
Bahn heim.
Wir ließen unsere Räder im Bhf.
abgesperrt stehen und machten eine Stadtbesichtigung.
Um 23.27 Uhr bestiegen wir
den EuroNigth Schnellzug der von
Hamburg kommend, Richtung Wien fährt. Am nächsten Tag kamen wir um 7.40 Uhr ohne
Umsteigen in St.P. an.
Resümee der Reise:
Die Radtour an den Flüssen Werra und Fulda
war eine Bereicherung zu unseren bisherigen Radreisen. Die Radwege sind auf
weite Strecken sehr gut ausgebaut, asphaltiert und bestens mit Tafeln
gekennzeichnet so dass ein Verfahren bei einiger Aufmerksamkeit fast unmöglich
ist. Auch die unbefestigten Streckenteile waren gut zu fahren. Wir trafen
durchwegs freundliche und hilfsbereite Menschen. Auch mit den Quartieren hatten
wir keine Probleme. Das Preis-Leistungsverhältnis war in Ordnung, das Essen und
Trinken passte. Die Hinfahrt mit dem Zug nach Neuhaus am Rennweg war durch die Umsteigerei etwas mühsam und zeitaufwendig. Die Fahrt durch die
historischen Städte und Dörfer und durch die Landschaftsschutzgebiete im Thüringer Wald und in der Rhön war ausgesprochen schön. Mit dem
Wetter hatten wir nicht immer Glück. Wir hatten auch Regentage. Für
Tourenfahrer, die flache Strecken, bzw. leicht hügelige Abschnitte bevorzugen
und die eine Antenne für Natur pur haben, ist dieser Radweg bestens zu
empfehlen.
Wir fuhren insgesamt 560 km.
St. Pölten, Radlberg im Juni
2016
Der Verfasser des
Reiseberichtes Oskar Ziegler