Bodensee- und Neckartal-Radweg 2018

 
 


 
Bodensee und Neckartal-Radweg 2018

Vom 22.5 – 29.5.2018
 
Eine Fahrradtour von Bregenz am Bodensee nach Schwenningen und weiter am Neckartal–Radweg bis Mannheim.
Teilnehmer: Franz Ranftl, Kurt Stöckl und Oskar Ziegler.
Die Idee zu dieser Tour kam von Franz. Er hatte im Internet eine Beschreibung des Neckartal-Radweges gesehen. Gemeinsam wurde der Reisetermin ausgemacht. Ich besorgte das bikeline Radtourenbuch Neckartal-Radweg. Die Marco Polo Autokarte Deutschland Süd diente uns für die Straßenverbindung von Ludwigshafen am Bodensee nach Tuttlingen und Schwenningen. Das Radtourenbuch war für uns bezüglich Streckenbeschreibung und Übernachtungs-möglichkeiten unterwegs ein wertvoller Hinweis. Am nordseitigen Bodensee Radweg genügten uns die Richtungstafeln.
Um uns die Bahn Anreise und das Umstieg Prozedere von St.P. nach Schwenningen zu ersparen, entschlossen wir uns für die direkte Bahnfahrt von St.P. nach Bregenz. Die Fahrkarten hatten wir bei der ÖBB bereits Wochen vorher gekauft (Sparschiene) und den Sitzplatz und, was auch sehr wichtig ist, den Stellplatz für die Räder reserviert. Den Kartenkauf erledigten wir gemeinsam mit Franz der sich als ÖBBler gut auskennt. Ich übernahm die fotografische Arbeit und führte das Tagebuch als Grundlage für den Reisebericht.
 Dienstag, 22.5.2018
Bahnfahrt von St. Pölten nach Bregenz und Bodensee Radweg bis Sipplingen
 
Um 7.00 Uhr bestiegen wir in St.P. Hbf. den Rail Jet 660 und fuhren ohne Umsteigen über Salzburg, Rosenheim, Wörgl, Innsbruck nach Bregenz. Ankunft um 13.17 Uhr. Um 13.30 Uhr bestiegen wir unsere Räder, radelten vom Bahnhof zur Seebühne und machten ein Startfoto. Anschließend rollten wir am Radweg nach Lindau. Bei Kressbronn überquerten wir über die Kettenbrücke die Argen. Am Radweg, neben der stark befahrenen Autostraße, radelten wir bis Friedrichshafen. Es war Zeit für eine Trinkpause. Im GH Schiff genehmigten wir uns eine Halbe dunkles Schussrieder Hefeweizen. Der Flüssigkeitshaushalt war wieder ok. In Hagenau kaufte ich ein Paar Badeschlapfen die ich zu Hause vergessen hatte. Langsam rollten wir durch Meersburg um die Kleinstadt auf uns einwirken zu lassen.
Die nächsten Orte, die wir am Radweg passierten, waren Uhldingen, Birnau und Überlingen. Zwischen diesem Ort und Ludwigshafen liegt der kleine Ort Sipplingen. In der Pension Dudak waren Zimmer frei. Das Dreibettzimmer gestaltete sich als Großwohnung im Stock. Die Vermieterin war eine gebrechliche alte Frau. Wir belegten die Wohnung mit unserm Gepäck, duschten, zogen uns um und fuhren anschließend mit den Rädern zum Abendessen in das Restaurant Krone am See. Das Schweinesteak samt Pommes und Salat kostete € 17,00 und das Viertel Wein € 6, Bodenseepreise!
 
Wir fuhren am Nachmittag flache 75 km in einer Zeit von 4 Stunden.
 
 
Mittwoch, 23.5.2018
Von Sipplingen nach Schwenningen
 
Nach einem erweiterten Frühstück fuhren wir um 9.30 Uhr los. Nach kurzer Fahrzeit fing es leicht an zu regnen.  In Ludwigshafen sagten wir dem Bodensee Radweg ade und der Regen hörte auf. Bei Stockach wartete die erste Steigung und es sollte nicht die Letzte sein. Um die Mittagszeit waren wir in Tuttlingen und machten in der Pizzeria Da Semi Pause. Das Menü zum Preis von € 8.50 und das Exportbier taten gut. Wir hatten schon einige km und Hm in den Beinen. Nach dieser Unterbrechung ging es auf der Autostraße weiter. Einige km mussten wir am verkehrsreichen Autobahnzubringer herunter spulen. Stellenweise konnten wir auf Radwege ausweichen.
 
Um ca. 16.00 Uhr waren wir dann in der Stadt Schwenningen. Sie liegt im SW von Baden Württemberg.
Etwas außerhalb von Schwenningen liegt das Naturschutzgebiet Schwenninger Moos. Es gilt bis heute als die Quelle des Neckars. Das Feuchtgebiet liegt auf der europäischen Wasserscheide und fließt auch zur Donau hin ab. Bis zum Jahr 1948 wurde hier Torf gestochen. Dabei entstanden Wasserflächen, die heute mit den herrlichen Birken-, Erlen, -und Kieferbeständen den besonderen Reiz des Gebietes ausmachen. Auch die Flora ist sehenswert. Unterwegs bestellten wir im Hotel Ochsen Zimmer und gaben dabei leider eine zu frühe Ankunftszeit an.
Nach Besichtigung des Naturjuwels, für die wir uns Zeit nahmen, fuhren wir in den Stadtpark, wo eine Gedenktafel auf den Neckar Ursprung hinweist. (Herzog Ludwig ließ 1581 einen Quellstein setzen, dessen Nachbildung heute zu sehen ist).
Anschließend fuhren wir zum Hotel Ochsen.
Die Dame in der Rezeption war leicht ungehalten da wir verspätet eintrafen. Aber nach entschuldigenden Worten und treuherzigem Augenaufschlag unsererseits, war alles wieder im Lot. Wir bezogen die sehr schön ausgestatteten Zimmer, machten uns frisch und waren bereit für das ausgezeichnete Abendessen im Hotel. Die eingangs erwähnte Dame servierte uns das Essen und war überraschender Weise sehr freundlich. Nach dem Essen bestellten wir Wein und die Kellnerin leistete uns Gesellschaft. Sie entpuppte sich als Plappermäulchen, erzählte uns von ihren Hobbys Reiten, Kutschenfahren, Hundehalten usw. Sie redete sich richtig in Fahrt. Gegen Mitternacht verabschiedeten wir uns und gingen zu Bett.
An diesem Tag fuhren wir in 4 ¼ Std. 70 km und machten 640 Hm.
 
Donnerstag, 24.5.2018
Am Neckarradweg von Schwenningen nach Horb
 
Der rund 370 km lange Neckartal-Radweg verbindet höchst unterschiedliche Landstriche. Vom feucht-kühlen Schwenninger Moos tritt der Neckar die Reise auf der Schwäbischen Weinstraße an und durchdringt dann den geheimnisvollen Odenwald, wo nach jeder Flussschleife aufs Neue eine majestätische Burg die Reisenden überrascht. Kontrastreich folgt auf die kleinen Fachwerkstädte im Schwarzwald die Metropole Stuttgart als pulsierendes Ballungszentrum. Nürtingen, Marbach oder Hirschhorn sind idyllische Kleinstädte am „Fluss der Dichter“, während Tübingen, Heidelberg oder Mannheim Kulturstädten der Superlative darstellen.
 
Der Neckar, der von den deutschen Flüssen die meiste Romantik zu bieten hat, beginnt seinen Lauf am Fuße der Baar, der Wasserscheide zwischen Rhein und Donau. In der engen, waldbedeckten Talgasse von Rottweil bis Rottenburg erlebt man fernab von Touristenströmen die beschaulichsten Partien des Neckartal-Radweges.
 
Um 8.00 Uhr gab es Frühstück vom Buffet bei dem wir kräftig zulangten. Nach dem Umzieh Prozedere starteten wir um 9.30 Uhr.
Nach 18 km am gut ausgeschilderten Radweg waren wir in Rottweil, der ersten Station des Tages.
Die „schönste Stadt Neckarschwabens“ und die älteste Baden-Württembergs, liegt hoch über dem Neckar. Sie war uneinnehmbar für marodierende Militärs aller Zeiten. Durch Handel mit Korn, das mit Planwagen nach Straßburg, Freiburg und in die Schweiz transportiert wurde, kam die Stadt zu Reichtum und Ansehen. Noch heute sind unter den Zwerchgiebeln der Kornspeicher die Aufzüge zu sehen.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Stadt schwer getroffen. Später wurden vorhandene Gebäude im barocken Stil umgestaltet. Außerdem wurden hier starke und schwere Hunde (Rottweiler)gezüchtet. Sie dienten den Fleischern als Zugtiere, die an Wagen gespannt, Waren zu den Kunden bringen mussten.
 
Wir stellten beim Brunnen am Marktplatz die Räder ab und machten eine Besichtigungsrunde. Auf der Weiterfahrt ragt außerhalb der Stadt ein schon von Weitem sichtbarer, sehr hoher (232 m) Turm auf. Dieser dient der Firma Thyssenkrupp als Testturm für Aufzüge. Vorbei an den Ruinen Neckarburg und Hohenstein, radelten wir auf unbefestigten Waldwegen und Forststraßen, die durch den Regen der Vortage ziemlich aufgeweicht waren, weiter. Der Radweg führt nun sehr abwechslungsreich durch Blumenwiesen entlang der Bahn und über eine originelle Radlerbrücke nach Oberndorf. Es war gerade Mittag und Zeit für eine Stärkung. Die Fleischhauerei neben dem Radweg bot sich dafür an und wir ließen uns das Henderl mit Salat und eine Flasche Apfelschorle (es gab leider kein Bier) gut schmecken. Bis zu unserem Tagesziel Horb hatten wir noch 29 km zu fahren. Also setzten wir uns in Bewegung und radelten nach Aistaig. Es folgten einige giftige Anstiege und unbefestigte Wegabschnitte. Vor Sulz grüßte rechts die Burgruine Albeck herab. Kurz darauf passierten wir  Sulz und fuhren an der historischen, steinernen Waldhorn Gewölbebrücke vorbei. Der Ort verdankt seinen Namen der Salzquelle, die sich im Mittelalter direkt am Marktplatz ergoss. Der Radweg führt nun direkt neben dem Fluss über Fischingen und Dettingen nach Horb. Unterwegs bestellten wir im Gasthaus Greifen tel. Zimmer.
Um sicher hinzufinden, stellte Franz auf dem Smartphone das Navigationssystem Google Map ein. Dem Navi vertrauend, radelten wir hinter ihm her, fuhren über die Neckarbrücke in die Altstadt und prompt am GH vorbei. Im 1. Gang plagten wir uns eine lange, 12 prozentige Steigung hoch. Oben angekommen, hieß es umkehren, das Ganze wieder hinunter und wir standen vorm GH. Es gab unsererseits aber keine Suderei wegen dem Verhauer. Um 16.00 Uhr waren wir vor Ort. Im GH, das heute Ruhetag hatte, bezogen wir ein einfaches, ziemlich abgewohntes Dreibettzimmer.
Die Stadt Horb wurde im Mittelalter am Berg oberhalb des Neckars erbaut. Das hatte den Grund, da es im Tal sehr feucht war. Die Habsburger bestimmten lange Zeit über die Geschicke der Stadt und prägten ihr Gesicht.
Da wir bis zum Abendessen noch genügend Zeit hatten, machten wir in der Altstadt einen Rundgang.
Vom Tal aus gesehen macht sie einen imposanten Eindruck.
Nun war Zeit für das Abendessen, wir besuchten eine Gaststätte und aßen sehr gut.
Wir radelten 74 km, saßen ca. 4 ½ Std. am Sattel und machten 318 Hm.
 
Freitag, 25.5.2018
Von Horb nach Esslingen
 
Wir konnten schon zeitig frühstücken und um 9.00 Uhr losradeln. Der Radweg führt großteils entlang des breiter werdenden Flusses. Nach 24,5 km, über Börstigen, Sulzau und Bieringen, erreichten wir die Stadt Rottenburg am Neckar.
 
Die Furt an der Schwäbischen Pforte, wo der Neckar aus dem engen, waldreichen Tal ins Tübinger Becken eintritt, wurde schon früh als günstiges Siedlungsgebiet erkannt. Die Erzherzogin Mechthild bescherte nach 1450 der Stadt eine glanzvolle Zeit und gab hier dem Humanismus die erste Heimstadt.
 
Wir machten am Marktplatz Halt, setzten uns in einen Biergarten und machten Fotos von den schönen Hausfassaden. Ein Juwel ist der spätgotische Brunnen mit der Bildsäule. Kurt bestellte sich eine Riesenportion Eis und wir eine Halbe Bier Schimpf Spezial. Die nächste Station war die Universitätsstadt Tübingen, die wir nach 12,5 km erreichten. Am Marktplatz in der Altstadt stellten wir die Räder ab und gingen zu Fuß weiter.
Tübingen ist historisch gewachsen, strahlt aber noch immer ein verträumtes Kleinstadtidyll aus. Viele Genies, Lyriker (Hölderlin,) Philosophen (Hegel, Schelling), Dichter (Mörike, Uhland, Goethe), Erfinder (Schickhardt, 1623, erste brauchbare Rechenmaschine), Astronom, (Kepler, evang. Theologe, Philosoph und Mathematiker) Kosmograph (Münster) usw. wohnten, arbeiteten bzw. studierten hier.
Auf der Treppe vor der Stiftskirche saßen Studenten und nahmen ihr Mittagessen aus Pappbechern zu sich. Wir besuchten die evang .Kirche mit der Grablegung des Hauses Württemberg und erstiegen den Turm über viele steinerne Stufen, Holztreppen  und Wendeltreppen. Die Aufstiegsmühe belohnte eine super Rundumsicht über die Stadt.
Nach einem ca. 1 ½ stündigen Aufenthalt ging es wieder weiter. Kurt hatte vom Waschtag am Vortag noch feuchte Wäsche und verwendete sein Rad als Wäschetrockner. Bis Mittelstadt radelten wir noch ca. 17 km und kehrten beim Würstelstand Klostermühle auf eine Bockwurst mit Pommes und ein Krügerl süffiges Klosterbräu ein. Wir bestellten unterwegs wieder tel. Zimmer im Hotel ECOINN in Esslingen. Es folgten die Orte mit den „lingen“ Wort Endungen. Neckardenzlingen, Neckartailfingen, Nürtingen, Unterenslingen, Wendlingen und Plochingen. Da wir schon einige km zurückgelegt hatten, war eine Pause notwendig. In einem Biergarten genehmigten wir uns einen bekömmlichen Salat mit Schafkäse und dazu hopfiges. Bei der Weiterfahrt kamen wir am Hundertwasser Wohnhaus und in Altach am riesigen Heizkraftwerk vorbei. Gegen 20.00 Uhr waren wir beim Hotel.
Wir fuhren an diesem Tag 95 km in knapp sechs Std. und machten nur 240 Hm.
 
Samstag, 26.5.2018
Von Esslingen nach Heilbronn
 
Schon zeitig war das Frühstücksbuffet eröffnet und wir bedienten uns an den Köstlichkeiten. Es war das beste Buffet unserer Radreise. Wir berappten zwar für die zwei Zimmer € 160,00, bekamen dafür aber Luxus pur geboten.
Um 9.00 Uhr waren wir wieder zur Abfahrt bereit.
 
Die Geschichte der Stadt Esslingen geht zurück bis ins frühe Mittelalter. Als ältestes Gebäude gilt die Stadtkirche St.Dionys, eine romanische Basilika aus dem 8./9.Jh). Das Münster und die Frauenkirche stammen aus dem 13.Jhdt. Die Esslinger Burg und das Alte Rathaus gehen auf das 14. bzw. 15.Jhdt. zurück. Aus der Stauferzeit stammen etliche Gebäude die ebenfalls das Stadtbild prägen. Anschauungswert sind auch die Fachwerk-Häuserzeilen in der Altstadt
Mit dem Rad fuhren wir, um Zeit zu sparen, eine große Runde durch die mit Kopfsteinen gepflasterte Altstadt. Am Marktplatz trafen wir Einheimische. Kurt wollte von ihnen unbedingt wissen wo sich eine bestimmte Straße befindet. Sie erklärten ihm diese auf ihre eigene Art mit Humor und wir hatten einen Heidenspaß.
Nach einer guten halben Stunde Altstadt Besichtigung folgten wir dem Radweg und beschleunigten das Tempo bis zur Großstadt Stuttgart, die wir nach 11 km erreichten. Wir entschlossen uns zum Durchfahren, denn für die sehenswerte Altstadt hätten wir 16 km mehr fahren müssen. Für die Besichtigung wäre ein halber Tag mehr notwendig gewesen, den wir in unserem Plan aber nicht veranschlagt hatten. So fuhren wir am Radweg an der Stadt vorbei und hatten dafür mehr Zeit für die nächsten Orte.
Rechtsufrig am Neckar entlang, führt der gut asphaltierte Radweg weiter und überquert bei Bad Cannstadt den Fluss.
Die warmen, kohlensäurehaltigen Mineralquellen in Bad Cannstadt, mit 22 Millionen Litern Austritt täglich, sind das zweitgrößte Mineralwasseraufkommen in Europa.
Linksufrig ging es für uns weiter bis zur Schleuse Hofen, an der wir den Neckar wieder überquerten. Durch die vielen Schleusen und den damit gegebenen Stauraum, kann der Neckar für die Schifffahrt optimal genutzt werden
Das Landschaftsbild verändert sich nun. Ins Blickfeld des Radfahrers treten die kilometerlangen Weinberge. Noch vor Rems radelten wir über die luxuriöse, glasgedeckte Radfahrerbrücke hinüber nach Neckargröningen. Wir hatten seit Esslingen 32 km zurückgelegt und es war Zeit für eine Trinkpause. Im Biergarten kehrten wir zur Rast ein und glichen den Flüssigkeitsverlust mit einem elektrolythaltigem Getränk (Bier) aus.
167 km hat der Neckar noch bis zu seiner Mündung in den Rhein zurückzulegen. Auf einer Tafel ist in großen Ziffern diese Information für die Schiffsbesatzung ablesbar. Der Burgwald lichtet sich und die weinbedeckte „Burghalde“, eingerahmt von leuchtenden Kalkfelsen, setzt sich in Szene. Die Reise entlang der Schwäbischen Weinstraße beginnt! Der Fluss setzt zu seinen zahlreichen Schleifen an und wendet sich gegen Westen.
Am asphaltierten Radweg fuhren wir am linken Ufer weiter bis Marbach.
Erwähnenswert ist, dass die gesamte Altstadt von Marbach seit 1983 unter Denkmalschutz steht. Die Ehre des hier geborenen Dramatikers und Lyrikers Friedrich Schiller wird sehr hoch gehalten. Am Platz steht eine bronzene Glocke und zeugt von seinem Gedicht. (Fest gemauert in der Erden…………heute soll die Glocke werden frisch Gesellen seid zur Hand…..)
Bis zu unserem Tagesziel, Heilbronn, sind noch 46 km zu fahren und wir geben Gas.
In Benningen überqueren wir den Schifffahrtskanal, wenig später den Altneckar und kommen nach Beihingen.
Nun gesellen sich in der Niederung hübsche Gärten mit Kirschbäumen zu den umliegenden, von Wein übersäten Hängen.
Mauerbewehrte Weingärten und heller Muschelkalk prägen allgegenwärtig die Landschaft an der Schwäbischen Weinstraße. Der Radweg ist gut befestigt und wir kommen flott voran. Wir fahren durch die Orte Geisingen, Pleidelsheim, Mundelsheim, Hessingheim, Besigheim und Walheim. und erreichen Lauffen.
Lauffen liegt im weich geschwungenen, von Weinreben bedeckten Bogen des letzten Neckardurchbruchs vor dem Heilbronner Becken.
Ein langgezogener Anstieg nach Nordheim musste noch bewältigt werden bevor wir unsere nächste Unterkunft in Heilbronn, Hotel Grüner Kranz, die wir auch tel. vorbestellt hatten, um 19.00 Uhr erreichten.
Zum Abendessen waren wir im Restaurant Waldhorn.
Wir fuhren an diesem Tag 96 km in 5 Std., 40 Min. und machten 258 Hm.
 
Sonntag, 27.5.2018
Von Heilbronn nach Eberbach
 
Hinter Heilbronn weichen die letzten Weinhänge dem kühlen Hauch des Odenwaldes. Anstatt sanft gerundeter Hügel begleiten nun schroffe Sandsteinfelsen den Fluss. Schließlich weichen die Wälder zurück und der Neckar tritt befreit in die Rheinische Ebene ein. Im reichsten Teil der Deutschen Burgenstraße bewachen einander Festungswunder wie Schloss Horneck, Burg Hornberg oder die Burg Zwingenberg.
 
Durch die Stadtgeschichte Heilbronns fließt der „heilige Brunnen“. 1958 wurde die vermutlich schon in vorchristlicher Zeit verehrte Quelle mitten im Chor der Kilianskirche wiederentdeckt. Sie speist jetzt am Südtor einen Trog.
 
Heute versprach es, wie schon die Tage vorher, wieder ein schöner Tag zu werden.
Nach dem Frühstück verabschiedeten wir uns vom freundlichen Hotelbetreiber Ehepaar und radelten in die Innenstadt. Wir fahren zur Astronomischen Uhr am Rathaus, zur Kirche und zum Kriegs-Mahnmal. (Kurz vor Ende des WK 2 ging bei einem Luftangriff die Stadt binnen einer halben Stunde in einem Flammeninferno unter).
Anschließend fuhren wir zum Bahnhof. Um 10.00 Uhr öffneten die Schalter und wir besorgten uns die Zug Fahrkarten von Mannheim nach St.P.
Dann radelten wir am Radweg weiter. Nach 16 km waren wir in Bad Wimpfen.
Bad Wimpfen, ehemals größte staufische Kaiserpfalz nördlich der Alpen, zählt zu den schönsten Städten Deutschlands.
Betritt man die mittelalterliche Altstadt, die von den Stauffern im 12. Jhdt. errichtet wurde, so fühlt man sich um Jhdt. zurückversetzt. Die verwinkelten, gepflasterten Straßen verlaufen kreuz und quer, zum Teil so steil, dass sie durch Treppen verbunden sind. Bunte, zierliche Fachwerkhäuser schmiegen sich aneinander und lebhaftes Treiben regt sich allerorts. Die Stadt beherrscht eine riesige, 225 m lange Burganlage, die von zwei Türmen, Roter und Blauer Turm eingefasst ist.
1817 stieß man in Wimpfen im Tal in 150 m Tiefe auf das „Salzgebürg“, was bald darauf die Eröffnung des Kurhotels Mathildenbad nach sich zog.
 
Um in die Historische Altstadt zu gelangen, mussten wir ein kurzes, steiles Stück am Berg hochfahren.
Wir stellten die Räder ab und besichtigten zu Fuß die Sehenswürdigkeiten. Die Sonne brannte herunter, der Durst plagte uns und ein schattiger Gastgarten kam uns sehr gelegen. Nach ca. 1 ½ stündigem Aufenthalt verließen wir die Stadt und radelten weiter.
Bei Heinsheim erblickten wir linker Hand die Burg Ehrenberg. Und so ging es weiter eine Burg nach der anderen folgte. Burg Guttenberg- der Radweg zog mit dem Neckar eine Schleife-, Burg Hornberg (die Burg des Götz von Berlichingen), eine der schönsten Burgen des Neckartales, hoch am Berghang aufragend, folgte. (Für die Besichtigung dieser Burgen müsste man sich mehr Zeit nehmen, die wir aber nicht eingeplant hatten).
In Obrigheim war Zeit für eine verspätete Mittagspause. Im Buffet Bowling Center genehmigten wir uns ein Essen mit Getränk und fuhren anschließend weiter. In Zwingenberg grüßte das gleichnamige Schloss herab. Kurz darauf hatten wir in Eberbach unser Tagesziel, GH Grüner Baum erreicht. Die Fahrräder waren von den unbefestigten, morastigen Waldwegen ziemlich verdreckt. Eine Dusche aus dem Gartenschlauch war kein Luxus.
Es war bereits 18.00 Uhr und für uns auch Zeit zur Körperreinigung, Umziehen und Abendessen. Der Wirt ist griechischer Abstammung. Auch die Karte enthielt unter anderem auch griechische Speisen.
Wir fuhren an diesem Tag 63 km in 3 ¾ Std. und machten nur 186 Hm.
 
Montag, 28.5.2018
Von Eberbach nach Mannheim
 
Es gab schon zeitig das Frühstück und so konnten wir um 9.00 Uhr losradeln. Aber zuerst machten wir in der Stadt noch eine Besichtigungsrunde.
Uns interessierte die von Prof. Waldemar Schröder geschaffene Bronze Skulptur. Sie stellt eine Gruppe von Treidlern dar.
Der Neckar war früher einer der gefährlichsten und wildesten Flüsse Deutschlands. Durch seine Untiefen und Klippen, den felsigen Untergrund, die stets wechselnden Wasserstände und durch die vielen Biegungen machte er das Navigieren der Schiffe äußerst schwierig und gefährlich.
Mit dem Anlegen von Treidelpfaden, je nach Bodenuntergrund links oder rechts des Flussufers, begann der Schiffsverkehr in beide Richtungen.
So entstand der Beruf des Schiffsziehers oder Treidlers. Knechte und Taglöhner, mitunter ganze Familien zogen an einem langen Seil, das am Mast des Vorschiffes befestigt war, die Schiffe stromaufwärts. Tagein, tagaus, bei Wind, Kälte und Regen, bei glühender Sonne und Schneetreiben.
Bis in das 5. Jhdt. zurück ist das belegt.
Später, als die Schiffe immer größer und schwerer wurden, wurden zum Treideln Pferde eingesetzt. Die menschlichen Treidler wurden brotlos. Im späten 19. Jhdt. übernahmen Dampf- und Motorschlepper den Frachtverkehr.
Gegen 10.00 Uhr setzten wir unsere Radreise fort. Bei Ersheim macht der Neckar eine Schlinge, er fließt von der nördl. in die südl. Richtung. Vom gegenüber liegenden Ufer grüßt das Burgstädtchen Hirschhorn, auch als „Perle des Neckartales“ bezeichnet. Bei der  Stauwehr Neckarsteinach wechselten wir auf das rechte Ufer. Vier Burgen treten nun ins Blickfeld des Radfahrers.
Die Ritter von Steinach errichteten im 12. u. 13. Jhdt. insgesamt vier Burgen (Vorderburg, Mittelburg, Hinterburg und Schadeck). Bis Heidelberg war es nun nicht mehr weit und wir radelten ohne Unterbrechung durch. Um 12.00 Uhr waren wir in der Altstadt.
Der Aufstieg von Heidelberg begann im 13.Jhdt., als die Pfalzgrafen die stark befestigte Stadt zu ihrer Residenz wählten. Kurfürst Rupprecht I gründete 1386 die Universität.
Franz hatte die Idee, mit der Bergbahn auf den Königsstuhl hinauf zu fahren. Gesagt getan, wir stellten die Räder in der Talstation am Kornmarkt ab, besorgten uns Fahrkarten und fuhren mit der Standseilbahn hinauf. Bei der zweiten Station stiegen wir in die historische Bahn um die uns in langsamen Tempo zur Bergstation brachte. Nach einer kleinen Wanderung kehrten wir in der Würstelbude „Fuchsloch“ auf ein Bier und eine Jause ein. Anschließend fuhren wir zu Tal, stiegen aber in der Mittelstation aus um das Schloss zu besichtigen.
Das Schloss wurde zwischen dem 13. und 17. Jhdt. von den Kurfürsten errichtet bzw. ausgebaut und diente ihnen als Residenz. Im Pfälzischen Erbfolgekrieg wurde die Schlossanlage 1693 abgebrannt und später nur zum Teil wieder aufgebaut. Sie ist heute als „gepflegte“ Ruine weltweit berühmt und wird von Romantikern als Kultobjekt gesehen.
Die riesige Schlossanlage, auf einem Vorsprung des Königsstuhls gelegen, machte auch auf uns einen imposanten Eindruck.
Im Keller der Anlage befindet sich das größte Fass der Welt neben dem der erwachsene Mensch wie ein Zwerg dasteht.
Nach der 1 ½ stündigen Besichtigung fuhren wir mit der Bahn zur Talstation. Zuletzt fuhren wir zur „Alten Brücke“ um rückblickend das Schloss fotografisch festzuhalten. Anschließend radelten wir, vorbei an Schwabenheim, Ladenburg und Seckenheim 27 km nach Mannheim.
Die Stadt wurde 1689 im Pfälzischen Erbfolgekrieg völlig zerstört und nach und nach wieder aufgebaut. 1720 errichtete der damalige Kurfürst Carl Philipp die nach Versailles größte barocke Schlossanlage in Europa.
Heute ist Mannheim Mittelpunkt der Metropolregion Rhein -Neckar, profitiert aus der Schifffahrt zwischen Ludwigshafen und Heidelberg und ist eine „Kulturmeile“ von internationalem Rang.
Am Radweg fuhren wir noch ein Stück flussabwärts und waren bald bei der Mündung des Neckars in den Rhein.
Nun war unsere Tour zu Ende, wir machten Erinnerungsfotos und fuhren zurück in die Innenstadt.
In Bahnhofsnähe bekamen wir im Hotel Wegener Zimmer zu einem vernünftigen Preis.
Wir fuhren am vorletzten Tag unserer Reise in 4 ½ Std. 71 km
 
Dienstag, 29.5.2018
Heimfahrt mit der Bahn von Mannheim nach St. Pölten
 
Wir konnten im Hotel schon um 6.00 Uhr frühstücken. Anschließend radelten wir das kurze Stück zum Bahnhof, bestiegen um 7.12 Uhr den EC 217 der uns von Mannheim nach Salzburg brachte. Hier hatten wir einen ca. ½ stündigen Aufenthalt. Um 13.08 Uhr bestiegen wir den RC 65 und fuhren nach St. Pölten Um 15.00 Uhr waren wir am Bahnhof.
 
Resümee der Radtour:
Der Neckartal-Radweg, in Kombination mit dem Bodensee-Radweg, ist lohnend. Beide Radwege sind landschaftlich sehr schön, der Neckartal Radweg bietet auch kulturell viel. Die Radwege sind durchwegs sehr gut beschildert so dass bei einiger Aufmerksamkeit ein Verfahren kaum möglich ist. Mit dem Wetter hatten wir Glück. Nur am Bodensee regnete es vorübergehend leicht. Auch der Pannen- und Sturzteufel verschonte uns. Das Preis-Leistungsverhältnis ist in Deutschland für Essen, Trinken und Nächtigung ok. Am Bodensee muss man für Speisen etwas tiefer in die Tasche greifen.
Insgesamt fuhren wir 543 km und machten  1642 Hm.
 
Unterradlberg im Juni 2018
Der Verfasser des Reiseberichtes
Oskar Ziegler