Granittrail Waldviertel
Unterwegs
am Granittrail Waldviertel in der Zeit vom
13.9. bis 15.9.2016
Die Wettervorhersage passte und so machten
wir uns (Oskar Ziegler und Ernst Thür) auf die MTB-Tour. Die beginnt in Gmünd und endet in Ybbs-Persenbeug. Wir fuhren bis Pöchlarn. Insgesamt legten wir 171
km zurück, waren ca. 12 Stunden Fahrzeit
am Bike und fuhren 2.900 Hm bergauf.
Mit dem Zug fuhren wir von St.Pölten um 7.15 Uhr nach Gmünd. Ankunft um 10.41 Uhr.
Am Bahnhof in Gmünd trafen wir zufällig Werner und Fred die auch die Tour vor haben. Wir fuhren gemeinsam bis zum Frauenwieserteich.
Um 11.00 Uhr radelten wir von Gmünd weg. Für die Tour sind am besten MT-Bikes geeignet. Zum
Gepäcktransport genügt ein kleiner Rucksack. Man fährt ja solche Touren als
„Minimalist“.
Die Bezeichnung „Granittrail „ klingt spektakulär. Tatsächlich beruht sich aber der
Ausdruck auf die im Waldviertel häufig vorhandenen Granitsteine. Die Route wäre
treffender Weise als ein „Reiten auf
Geländewellen in dauerndem bergauf- und bergab, von Dorf zu Dorf, von Feld zu
Feld und von Wald zu Wald“ zu bezeichnen. Die Strecke verläuft auch auf
Asphalt- und Forststraßen. Auch Single-Trails sind vorhanden. Steile
Waldpassagen bergauf-und bergab müssen ebenfalls bewältigt werden.
Das Waldviertel ist ein Erlebnis der
besonderen Art. Es ist ein raues, stilles Hochland. Man bewegt sich durchwegs
zwischen 500 und 1.000m. So wie bei der “Alpentour“ sind auch die Wegweiser
gestaltet. Die Strecke ist durchwegs, bis auf wenige Ausnahmen, gut
ausgeschildert. Die Fahrt verlangt trotzdem die gesamte Aufmerksamkeit des
Bikers. Bei Abfahrten kann es schon einmal passieren dass bei einer Abzweigung das
gelbe Schild übersehen wird. Manchmal ist es auch von Büschen verdeckt oder,
wie es uns beim Galgenbergbach passierte,
dass der auf einem Holzpflock montierte Wegweiser in die falsche Richtung
zeigte. Unvermutet landet man dann in der Botanik und man muss sehen, wie man
die richtige Route wieder findet.
1.
Etappe Gmünd – Groß Gerungs
64
km, 4 Std. FZ,1.100 Hm.
Die
Strecke: Gmünd–Wielands-Unserfrau-Weitra-Spital-Oberwindhag-Sulz-St.Martin-Kleiner
Semmering-Bruderndorf-Frauenwieserteich-Langschlag-Thail-Groß-Gerungs.
Vom Bahnhof Gmünd fuhren wir in ca. einer Stunde Fahrzeit, auf Nebenstraßen
über Unserfrau bis Weitra. Hier machten wir den ersten
Halt um uns die säuberlich restaurierten Häuser mit den aus der Renaissance Zeit
stammenden Graffito –Fassaden
anzusehen. Auch als Bierbrauerstadt ist Weitra bekannt. Auf befestigten
Panoramawegen rollten wir, vorbei an Feldern, genussvoll bis Spital dahin. Nach einem kurzen
Downhill waren wir in Oberwindhag. Vorbei
an Sulz waren wir bald im Ort St. Martin. In Steinbach führte
der Weg an originellen Schwammerl-Schnitzereien vorbei. Am Bahnerlebnis
Weg wartete das längste Bergaufstück
auf uns das zu überwinden galt. Bei einem einsam gelegenen Haus passten wir
nicht auf und fuhren rechts weiter. Der Fahrweg ging, immer steiler werdend, in
einen Wanderweg über. Das kann nicht richtig sein. Prompt läutete mein Handy,
Fred meldete sich und fragte wo wir sind. Ich sagte ihm dass wir leider falsch abgebogen
sind und zurück fahren. Nun folgte ein langes
Steilstück das wir mittels des leichtesten
Bergganges auf einem schmalen Pfad bergauf durch den Wald zum Bahnhof Bruderndorf bewältigten. Hier wurde es
wieder flacher und wir konnten einmal verschnaufen. Bald waren wir beim Frauenwieserteich wo wir eine Rast
einlegten. Leider war das Seebuffet geschlossen und so konnten wir uns nur im
Waschraum der Toiletten mit Trinkwasser versorgen. Fred und Werner fuhren
gleich weiter denn sie wollten ihr Tagesziel, Altmelon, heute noch erreichen.
Nach dem Ort Langschlag zweigten wir
von der Landstraße auf den Stierberg ab.
Neben freien Feldern vorbei radelnd, kamen wir zum Kamel- und Opferstein. Diese gehören zu den mystischen Geheimnissen
des Waldviertels. Zwei kleinere Bergwertungen führten uns über den Kasberg nach Thail und von dort zu unserem Tagesziel nach Groß Gerungs. Nun war in einem halben Tag die erste Etappe
geschafft und wir hielten Ausschau nach einer Unterkunft. Im GH Hirsch bezogen wir ein 2-Bett-Zimmer,
legten ab, duschten und setzten uns zum Abendessen auf die Terrasse. Bei einem
guten Glas Wein genossen wir den lauen Abend im Freien, studierten die Karte
für die zweite Etappe und ließen den Tag zufrieden ausklingen.
2.
Etappe Groß Gerungs-Ysper Altenmarkt
72
km, 6 Std. FZ, 1.400 Hm
Die
Strecke: Groß Gerungs-Arbesbach-Altmelon-Schönbach-Bärnkopf-Gutenbrunn-Glashütte-Pisching-Prägarten-Ysper
bei Altenmarkt.
Heute erwartet uns auf der zweiten Etappe
der schwierigste und kräfteraubendste Teil des Granit Trails.
Wir frühstückten schon zeitig und waren
bereits vor acht Uhr abfahrbereit. Leider fanden wir nicht auf Anhieb die
Markierung und fuhren in der Stadt eine Ehrenrunde. Beim Sägewerk sahen wir dann
den Markierungspfeil und rollten in zügiger Fahrt nach Freitzenschlag.
Es wechselten sich immer wieder Asphalt, Feld- und kleine Waldwege ab.
Die Fahrt war sehr abwechslungsreich und führte mancherorts an Wochenendhäusern
von Stadtflüchtlingen vorbei. In gleichmäßigem Rhythmus, mit lockeren
Pedaltritten bewegten wir uns auf der Berglandstrecke
zum Steiningerberg und weiter
auf dem Stockzahnweg nach Arbesbach.
Der Liebreiz
der Landschaft ist kaum zu übertreffen und außerdem hatten wir
„Kaiserwetter!“.Auffallend sind auch die vielen Marterln am Wegrand. Von weitem
sah man schon den „Stockzahn“ der
Burgruine Arbesbach. Steil ging es
hinauf in den Ort um auf der Rückseite wieder in einen Downhill überzugehen. Durch ein Kornfeld führte ein schmaler Pfad,
gerade dass man mit dem Bike durchkommt, weiter. Anschließend folgte die
eindrucksvolle Passage Luaga Lucka.
Vorbei an massenweise hingeworfenen, moosüberwachsenen Granitblöcken, leitete der
Pfad bergauf nach Altmelon. Der
steilen Abfahrt nach Fahrthof folgte
ein Downhill, der uns, über Wurzeln
und Steine ratternd, zum Galgenbergbach führte.
Wir mussten herzhaft in die Bremsen greifen um beim Bach einen Köpfler ins Wasser zu vermeiden. Ein Steg war nicht vorhanden. Wir durchquerten
den Bach und kamen zu einer Weggabelung. Ein windschiefer Holzpflock mit einer Markierungstafel zeigte nach
rechts. Wie sich bald herausstellte, die falsche Richtung. Wir quälten uns radfahrend
steil bergauf und waren plötzlich auf der Autostraße. Ein Blick in die Karte zeigte,
dass wir in Richtung Schönbach fahren müssen. Also aufgesessen und auf der Straße
steil bergab und bergauf nach Schönbach,
wo wir wieder die Markierung fanden.
Extrem steil ging es nun hinauf zum Bäckerberg und anschließend wieder
steil hinunter zum Kleinen Kamp. Ein schlecht platziertes Schild wies zu einem schmalen, mit Wurzeln
gepflasterten Pfad, den ich entlang des Baches weiter bis zu einer Brücke verfolgte. Dort sichtete ich die nächste Markierung. Ernst fuhr einstweilen links am
steilen Waldweg aufwärts, was aber nichts brachte. Ein kurzes Telefonat mit dem
Handy klärte die Lage und Ernst traf etwas später bei mir ein. Ein Uphill führte auf der Forststraße entlang
des Dürnbergbaches, vorbei an
Fischteichen, bis knapp unter den Hengstberg
und der Großen Föhrenscheibe, kilometerweit
bergauf. Endlich tauchten die ersten Häuser von Bärnkopf, auf 968m im
Gesichtsfeld auf. Nun war eine Rast fällig. Die Einkehrstube „Wackelstein“ hatte geöffnet und bot sich zum Mittagessen
an. So gestärkt radelten wir weiter. Auf der Waldbahnstrecke fuhren wir bis zur Bergluckn, zweigten links ab, fuhren am Kampleiten-und Stifter Teich
vorbei und machten beim Edlesberger
Teich eine Pause. Fuhren wir bisher überwiegend durch Waldgebiete, so
veränderte sich nun die Landschaft. Sie verlor das Düstere des Waldes, gewann
an Weite und führte uns durch sonnenüberflutete Felder und Wiesen. In Gutenbrunn entschlossen wir uns zur
Weiterfahrt, denn wir lagen gut in der Zeit. An Glashütte vorbei ging es immer leicht bergauf auf gut ausgebauten
Güterwegen zum Ödhof (915m). Hier fällt
das Waldviertel sanft ins Donautal ab. Wir genossen die Aussicht,
die an schönen Tagen bis zum Gesäuse
reicht und freuten uns auf den bevorstehenden Downhill nach Ysper. Eine
Abfahrt, genau wie geschaffen für die Mühen der vielen Anstiege. Also ließen wir
den Rädern freien Lauf und bremsten die Geschwindigkeit nur in den Kurven
entsprechend herunter. Zwischen den Orten Pisching,
Paming, Prägarten und Ysper forderte
der Granittrail von uns noch die
Überwindung von einigen Gegensteigungen bevor wir beim GH „drei Hacken“ in Ysper für
diesen Tag mit der Radlerei Schluss machten. Ein Bier für den ersten Durst war
fällig bevor wie uns im Zimmer für das Abendessen fertig machten. Ein schöner
aber anstrengender Tag ging somit zu Ende.
3.
Etappe Ysper-Altenmarkt-Ybbs-Persenbeug-Pöchlarn
35
km, 2 Std FZ, 400 Hm
Die
Strecke: Ysper-Altenmarkt-Gemeindehäuser-Neuwaldhäusl-Sulzwald-Rotes
Kreuz-Wimmergrund-Feldmüllerstall-Fürholz-Hofamt
Priel-Persenbeug-Ybbs-Krummnussbaum-Pöchlarn.
Am letzten Tag der Tour stand der letzte
anstrengende Bergtrail am Südauslauf
des Ostrong am Plan.
Wir genossen in Ruhe das Frühstück vom Buffet
und fuhren erst um Viertel vor Neun Uhr von der Pension weg. Gemächlich ging es
nach Altenmarkt. Dann folgte ein
Wegstück auf schmalem Pfad über eine frisch gemähte Wiese und auf schmalem
Fahrweg aufwärts zu den Gemeindehäusern.
Der Weg wurde immer steiler und
schmäler, führte über Stock und
Stein und wurde für uns unfahrbar.
Absteigen und das Bike bergauf schieben war angesagt. Nach dieser Schiebeeinlage tauchte vor unseren
Blicken erfreulicher Weise eine Forststraße auf. Diese verfolgten wir bei
moderater Steigung bis zum Neuwaldhäusl.
Bergauf und bergab ging es auf einer Waldstraße zum Roten Kreuz. Bis zum höchsten Punkt mussten wir wieder kräftiger in
die Pedale treten. Am Gipfel, auf 900m,
fehlte enttäuschender Weise die Aussicht
sodass wir uns sogleich auf die Abfahrt ins
Donautal machten. Aber dieser Downhill hatte es in sich. Er war so steil dass wir keine Sekunde die Bremse auslassen durften. Gut dass die modernen
Bikes mit Scheibenbremsen ausgestattet
und mit wenig Fingerkraft zu bedienen sind. Auf einer kurzen Wegstrecke
vernichteten wir bis Persenbeug fast 700 Hm.
Wir überquerten beim Kraftwerk Persenbeug die Donau. Hier, im Donauraum,war es um einige Grad wärmer wie im Hochland des
Waldviertels. Bis Krummnussbaum rollten wir entspannt am Donauradweg dahin und kehrten in einem
GH am Fluss auf ein wohlverdientes Bier
ein. Da wir bis zur Abfahrt des Zuges
noch Zeit hatten, fuhren wir bis zum Bahnhof
Pöchlarn. Mit der Bahn ging dann dach St. Pölten zurück.
Das Resümee
des Granittrail Waldviertel fiel eindeutig positiv aus. Erstens: Wir hatten bestes Radwetter. Zweitens: Weder eine Panne noch einen Sturz hatten wir zu verzeichnen. Drittens: Die Unterkünfte und das Essen
ließ nichts zu wünschen übrig. Viertens:
Der Granittrail hat uns beiden so gut gefallen dass wir ihn vielleicht nächstes Jahr
wiederholen möchten.
Radlberg am 14.10.2016
Der Verfasser des Berichtes: Oskar Ziegler