Iron Curtain
Trail 2019
20.6. –
24.6.2019
Teilnehmer: Franz Ranftl und Ossi Ziegler
Literatur: Bikeline Reiseführer von Michael Cramer
20.6.2019
Donnerstag
Von Gmünd
bis Slavonice
94 km und 858 Hm
Mit der Bahn von St.P. nach Gmünd.
Start in Gmünd um 9.40 Uhr. Den Übergang nach
Ceske
Velenice gleich gefunden. Der Radweg CS 341 ist gut ausgeschildert.
Über die Lainsitz Brücke radelten wir bis Nova Hut. Kurzes Stück ist
der RW unbefestigt Dann am RW 1010 bis Hamr. Bierpause. Nach Clum
Foto beim Stausee. Grenzübertritt nach NÖ. Steil bergauf nach Josefsthal.
Eine Abzweigung verpasst und bis zum Golfplatz in Haugschlag gefahren.
Bergauf nach Rottal. Am Wanderweg 608 zum nördlichsten Punkt von NÖ. (Grenzstein).
Beim Lesni
Hotel Perslac ging es am Wanderweg steil bergab zu einer Holzbrücke und
über den Grenzbach nach Tschechien. Am Kolonnenweg, als Iron
Curtain Greenway 1007 bezeichnet, auf der Langlaufloipe weiter. Einige
MTB Fahrer kamen uns entgegen. Nun ist komischerweise der Weg mit 1022
beschildert. Da soll sich jemand auskennen. Auf einem Plattenweg radelten wir
nach Nova
Bystrice. Wir passierten Artolec und fuhren über die Grenze
nach
NÖ. Am Grenzlandweg 8 passierten wir Hirschenschlag und Reingers. Nach 1,8 km erreichten wir
den Grenzübergang Kalkberg und sind wieder in Tschechien. Am RW 13 radelten wir
wenige km, verpassen aber die Abzweigung nach Kautzen und radeln in Tschechien
weiter. Auf einsamer Straße ging es steil bergab nach Navary.
Der nächste Ort ist Veclov. Hier fragten wir einen
Einheimischen um den Weiterweg nach Slavonice. Er deutet weiter nach Stare
Mestro Landsteinem. Auf guter Straße kamen wir nach Kadolec
und zu unserem Tagesziel Slavonice. Bei der Zimmersuche in
zwei Hotels waren wir erfolglos. Erst das Hotel Alpha Pakal am Hauptplatz hatte
für uns ein einfaches Zimmer frei. Ohne Frühstück € 30.
21.6.2019
Freitag
Von
Slavonice bis Satov (Schattau)
86 km und 954 Hm
Wir hatten bis zum Frühstück noch Zeit und änderten
auf meinem Bike den Seilzug für die Lenkertaschen Halterung. Um 8.00 Uhr frühstücken
wir im naheliegenden Hotel. Um 8.50 Uhr verließen wir Slavonice und radelten am
RW
48 (Greenway Prag-Wien) weiter. Auf einem unbefestigten Weg passierten
wir bei Jedlina wieder die Grenze nach NÖ. Es ging bergauf nach Rappolz
(Weg 1001).Bei Neuriegers fuhren wir auf einer MTB
Strecke wieder über die Grenze nach Tschechien. In Pisecne
gibt es einen Jüdischen Friedhof. Fast die
gesamte Bevölkerung fiel dem Holocaust zum Opfer. Am Radweg
48 (Kolonnenweg), der kilometerweit an der Grenze entlangführt,
überquerten wir zum ersten Mal die Thaya. Es ging nun entlang der Thaya
am unbefestigten Weg durch Schlammpfützen weiter. Später, bei Schaditz,
fuhren wir auf Asphalt bis Luden. Ein Schild „Achtung
Staatsgrenze“ bezeichnete den Grenzübergang. Hier fehlt leider der Holzsteg
und wir überquerten an der schmalsten Stelle, das Bike schiebend und tragend,
den Grenzbach. Es folgte ein Schotterweg bis Vratenin und dann, auf
einer gute Straße mit wenig Verkehr, waren wir in Uherice. Unterwegs machten wir beim aufgeschnittenen
Bunker Fotopause. Bierpause in Uherice. Vorbei an Mitrov
ging es am 48er RW immer bergauf nach Stalky. Bei Safov fuhren wir an einem
kleinen See vorbei und bei Riegersburg
über die Grenze nach NÖ. Bald waren wir in Felling
(Perlmutter Drechslerei). Die 6 km lange Abfahrt nach Hardegg
(kleinste Stadt von Österreich, 78 EW) war purer Genuss. Bei der Fußgängerbrücke
über die Thaya (Grenzfluss) machten wir einige Fotos.
Nach 2 km bergauf Fahrt erreichten wir das Mahnmal Eiserner Vorhang bei Citov.
Nun folgte bergab ein Waldweg und vorbei an einem Bunker, waren wir in Lukov.
Der nächste Ort ist Nova Ves. Auf einem sehr steilen, rumpeligen Plattenweg fuhren
wir hinunter zur Thaya und über die Hängebrücke (ich touchierte am Geländer und wäre
fast gestürzt) ans jenseitige Ufer. Auf breiter Autostraße pedalierten wir nach
Satov
(Schattau). Der Wirt eines GH war sehr freundlich und vermittelte uns
ein Zimmer in der nahe gelegenen Pension Bohemian. (Zimmerpreis € 50). Wir
zeigten uns erkenntlich und gingen zu ihm Abendessen. Als Nachspeise gab es Powidlpalatschinken
mit Mohn und Schlagobers die vorzüglich schmeckten.
22.6.2019
Samstag
Von Satov
nach Laa/Thaya
63 km und 372 Hm
Um 8.00 Uhr frühstückten wir auf der Terrasse. Es
regnete. Um 9.00 Uhr hörte der Regen auf und wir starteten. Im Ort bei der
Kirche befindet sich ein historischer Weinkeller mit Malereien. Wir fuhren ein
Stück hinauf und sehen schon die hellgrau gestrichene Fassade des Kellers mit
den blau eingerahmten Fenstern. Um 10.00 Uhr wird er geöffnet (€ 2.5 Eintritt).
Über mehrere Stufen geht es hinab.
Maximilian Appeltaler bemalte die
Sandsteinwände dieses Kellers von 1930 bis 1968. Als er 1945 aus dem Krieg mit nur
einer Hand zurückkam, malte er trotzdem weiter. Er hatte damals kein
elektrisches Licht zur Verfügung. Aber Not macht erfinderisch. Er behalf sich zur
Beleuchtung mit einer Kerze am Hut. Die mehr als fünfzig
Darstellungen hat er aus dem Sandstein herausgekratzt und mit Farben ausgemalt.
Sie zeigen Märchen, Landschaften, Stadtansichten und in einem der fünf Séparées
auch Akte.
In der Kellergasse wurden wir von einem älteren
Herrn in unserer Sprache angesprochen. Wenn wir möchten würde er mit uns eine
Kellerführung mit Weinverkostung machen. Er hieß mit Vornamen Georg. Zwei tschechische
Radfahrer, die auch gerade vorbeikamen, lud er ebenfalls ein. Zu fünft gingen wir
nun in seinen Keller wo es angenehm kühl war. Die Kellerführung war ausgesprochen
interessant. Die einzelnen Keller sind
mit engen Zwischengängen verbunden. Wir gingen also von seinem Keller in die
Nachbarkeller. Überall standen Fässer, aus denen er mit einem Heber Wein entnahm
und unsere Gläser befüllte. Dabei erklärte er in Deutsch und Tschechisch die
jeweilige Sorte. Das dauerte natürlich. Zum Abschluss durfte ich eine nicht
etikettierte Flasche aus einer Stellage, die außen mit Staub und Schimmel
überzogen war, entnehmen. Wir gingen ins Freie zu einem Sitzplatz. Er öffnete
die Flasche (Jahrgang 2007) und ich durfte den Wein verkosten. Zu meiner
Überraschung war der Wein sehr gut, hatte ein kräftiges Aroma und einen guten Geschmack.
Er meinte, heute sei seine Führung gratis, er freute sich aber trotzdem über unser
Trinkgeld.
Die Führung dauerte eine gute Stunde (es war
bereits 12.00 Uhr)-und wir hatten noch keine Kilometer gemacht. Am RW 48
radelten wir nach Kleinhaugsdorf. Die kitschige Fassade des Einkaufstempels
beeindruckte uns überhaupt nicht. Leider fing es zu regnen an. Wir suchten den
ehemaligen Grenzübergang nach Österreich. Es gab kein Schild, dafür aber einen
Verkehr mit schnellen Autos. Wir suchten den Abzweig nach Seefeld und fragten einen einheimischer Bauern,
der soeben mit seinem Traktor an uns vorbeifuhr, um den Weiterweg. Er fuhr mit
uns ein Stück des Weges. Von einem Gebüsch versteckt, sahen wir die Wegtafel Radweg
R 8. Bergauf radelten wir weiter. Dann verpassten wir eine Abzweigung, die
zu einer Kapelle führen sollte. Wir waren in Fahrt und ließen die Räder bergab
nach Hadres rollen. Durch die
Wegänderung kamen wir zu dem aus Buch und Film sehr bekannten Poltweg auf dem wir ein Stück fuhren. Wir
suchten den richtigen Weiterweg und nach einer hin und her Fahrerei landeten
wir bei einer Getränkeschenke mit Selbstbedienung. Wir löschten den Durst. Es
ging nun bergauf und nach einer Bachüberquerung waren wir wieder in Tschechien.
Wir radelten weiter durch die Orte Jaroslavice,
Hradek, Dyjakovice und Hevlin. Vor Laa/Thaya fuhren wir über die
Grenze nach NÖ. Es war bereits 17.00 Uhr. Es fing zu regnen an und eine
Weiterfahrt war nicht ratsam. In einer Privatpension (geräumiges Appartement)
zum Preis von € 83 samt Frühstück zum
Selbermachen, blieben wir. Zum Abendessen besuchten wir das GH Schwarzer Peter.
23.6.2019
Sonntag
Von
Laa/Thaya nach Bernhardsthal
71 km und 555 Hm
Wir machten uns das Frühstück (Semmeln aufbacken,
Kaffee machen, usw.)selbst und fuhren dann am RW8 im Regen 18
km bis Wildendürnbach. Hier hörte es zu regnen auf und wir fuhren noch
15 km bis zum Grenzübergang Ottenthal-Mikulov. 2006 wurde mit finanzieller
Unterstützung der EU vom Bildhauer Zahradnik ein Rastplatz mit
Sonnenuhr, Fahrradabstellplätzen, Tischen und Bänken gestaltet. Wir blieben
kurz stehen um das anzuschauen und radelten dann weiter nach Mikulov
(Nikolsburg). Das Schloss ist schon von Weitem sichtbar. Mikulov
zählt zu eine der schönsten Städten Mährens. Lohnend wäre die Besichtigung der Heilig
Grab Kapelle am Heiligen Berg gewesen. Aber dazu
hatten wir nicht die Zeit. Wir begnügten uns mit einem Besuch des Marktplatzes
und fuhren hinauf zu den inneren Plätzen des Schlosses (heute ein Museum) mit
der schönen Gartenanlage. Wir vergönnten uns eine Bierpause und radelten dann
am RW neben der Bahn nach Sedlec. Ein gerader Weg führte uns
nach Ovcarna
und Uvaly. Ein paar Kilometer noch und wir waren in Valtice.
Im Gebiet zwischen Mikulov und Valtice befinden sich große
Weinbaugebiete. Es werden hauptsächlich Weißweine (Welschriesling, Grüner
Veltliner und Spätburgunder) angebaut. Das Gebiet gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe
(Weinbaugebiet in den Pollauer Bergen).Es wäre schade
gewesen, an der Weinkellerei Chateau Valtice vorbeizufahren. Wir bremsten uns
ein und gingen auf eine Kostprobe vom Rose und Ruländer Weißwein. Plötzlich zog
ein Gewitter auf und es schüttete in Strömen. Wir saßen unter einem großen
Schirm und es blieb uns nichts anderes übrig als den anhaltenden Regen bei
einer guten Flasche Rose auszusitzen. Nach zwei Stunden hörte es auf, die Sonne
kam hervor und wir radelten weiter. Durch das Wetter kam unser Zeitplan
durcheinander. Bei Reintal überquerten wir die Grenze nach NÖ und machten uns in Bernhardsthal
auf Zimmersuche.
Das war nicht einfach. Wir fragten eine Frau mit
Kind ob sie uns helfen kann. Sie ging mit uns nach Hause. Ihr Schwiegervater
(ein Hofrat), nahm sich unser an, telefonierte mit einem Jagdkollegen dass bei
ihm gestrandete Radfahrer sind und einen Unterschlupf suchen. Sein Kollege
wollte anfangs nicht (er hatte schon länger nicht mehr vermietet) aber er nahm
uns doch für eine Nacht (ohne Frühstück) auf. Aber zuerst mussten wir mit ihm noch
zu einem Heurigen auf eine Jause(das passte uns, denn wir hatten noch nichts
gegessen). Heinrich (so hieß der Quartiergeber), lud uns später in seinen
Keller zur Plauderei ein und wir tranken noch das eine und andere Gläschen mit
ihm. Er freute sich sichtlich über den unerwarteten Besuch, denn er lebte
allein (seine an Dement erkrankte Frau ist im Heim).
24.6.2019
Montag
Von
Bernhardsthal nach Gänserndorf
70 km und 150 Hm.
Heinrich begleitete uns zum Adeg Geschäft wo wir
frühstückten (Kaffee und Gebäck). Nun radelten wir am nicht asphaltierten, vom
Regen am Vortag aufgeweichten und morastigen Weg entlang der Bahngleise,
weiter. Nach kurzer Zeit war das Bike wie paniert. Nach Rabensburg war der Weg
nach Hohenau
an der March gut fahrbar. Wir folgten dem Straßenverlauf und radelten auf
der blauen Brücke über die March. Einige Kilometer nördlich, beim Zusammenfluss
von Thaya
und March,
ist das Dreiländereck von Tschechien, Österreich und der Slowakei.
Der Übergang kann allerdings schon bei leichtem Hochwasser überflutet und
gesperrt sein. Auf der nun beschilderten EuroVeloRoute 13 kamen wir zu einem
Kanal, bogen rechts ab und fuhren auf asphaltiertem Weg durch Mais-, Weizen und
Kohlfelder weiter. Die Gegend ist dünn besiedelt. Wir scheuchten einen Storch
auf, der gerade auf Futtersuche war. Über unsere Köpfe flog er davon. Bei Male
Levare überquerten wir den Kanal, fuhren in einem spitzen Winkel zurück
und machten in einer Pizzeria in Gajary Trinkpause (ein Bier um €
1.60). Vorbei bei einem Bunker, ging es abwechselnd neben dem Kanal durch
Aulandschaften weiter. Die Strecke ist nun ganz eben. Die Wegmarkierungen sind im
Naturschutzgebiet oftmals an Bäumen aufgemalt (rotes C im weißen Kreis). Auf
einem Damm entlang fahrend, kamen wir nach Suchorad. Wir beschlossen, aus
Zeitmangel nicht bis Bratislava zu fahren, sondern nur
bis Angern/March.
Mit einer Seilfähre überquerten wir die March und fuhren auf einem
Schotterweg neben der Bahn nach Gänserndorf. In einem Türkenlokal
genehmigten wir uns ein Mittagessen und fuhren anschließend mit der S Bahn um
15.15 Uhr nach Wien, Haltestelle Praterstern. Mit dem Rad fuhren wir
auf Radwegen
5 km durch Wien bis zum Westbahnhof. Auf diesen Radwegen
muss man verdammt aufpassen, denn es kamen uns E-Skooter und Radfahrer entgegen
bzw. überholten uns mit flottem Tempo. Mit dem Regionalzug fuhren wir gegen
17.00 Uhr nach St.Pölten.
Resümee der Radtour:
Am Iron Curtain RW Eiserner Vorhang,
kann man Geschichte fahrbar machen. Wir fuhren 390 km und ca. 2.900 Hm. Die
Beschilderung ist teilweise sehr gut, öfters wechselt sie mit verschiedenen
Nummerierungen. Einige Male haben wir Abzweigungen verpasst, haben uns
verfahren, sind Varianten gefahren, haben aber immer wieder den richtigen Weg
gefunden. Die NÖ. Karte und der bikeline Führer leisteten gute Dienste. Die
Strecke von Gmünd bis Bernhardsthal ist abwechslungsreich. Die Schlussetappe
ist flach und eintönig. Mit dem Wetter hatten wir, außer Gewitter und leichtem
Regen, Glück. Im Großen und Ganzen ist der RW empfehlenswert.
Unterradlberg am 30.6.2019
Der Verfasser des Berichtes
Oskar Ziegler